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12.08.2019

Ein Zeugwart für alle Fälle

Seit mehr als zwei Jahrzehnten organisiert Michael Meusch die Ausrüstung des VfB Stuttgart. Wir besuchen den Kult-Zeugwart.
Ein Zeugwart für alle Fälle
Es fühlt sich an, als würde Michael Meusch durch seine Wohnung führen. „Hier habe ich für jeden Spieler mehrere Sätze Trainingskleidung“, erklärt er und entfaltet ein Bündel in einem Schrank. Dann geht der Zeugwart des VfB Stuttgart aus dem Flur in einen größeren Raum und deutet die Sitzreihen entlang: „Da sitzt zum Beispiel der Mario. Hier um die Ecke sind Kältebecken, hinten der Ruheraum. Dort sind Behandlungsliegen der Physios. Wenn es spät wird, übernachte ich da auch mal.“

Das Clubzentrum an der Mercedesstraße ist der Lebensmittelpunkt des 57-Jährigen. Hier hat er sein Büro, die Stuttgarter Schaltzentrale in Sachen Teamsportausrüstung. In den Regalen liegt, sorgfältig gestapelt, die vollständige Trainingskollektion des VfB. „Großartige Sachen habt ihr da gemacht, die Jungs sind begeistert“, lobt Meusch. Sein Schreibtisch ist ein Sammelsurium aus Arbeitsmaterial. Neben der Flockpresse liegen Scheren, Fadenrollen und zahlreiche Kleinigkeiten. „Hier habe ich alles Nötige“, sagt er. „Ich will, dass die Jungs zufrieden sind.“

„Dem besten und schnellsten Zeugwart der Liga“

Als Zeugwart ist Michael Meusch verantwortlich für die Ausrüstung der Profis. Unterstützt wird er von Gordana Markovic-Masala, die sich vornehmlich um die viele Wäsche aus dem Trainings- und Spielbetrieb kümmert. An Heimspieltagen beginnt der Tag von Michael schon am frühen Morgen. Über mehrere Stunden bereitet er Spielkleidung, Trainingsanzüge und die Kabinen der Mercedes-Benz Arena vor. Pünktlich zur Halbzeit stellt er frische Trikots bereit und nach Abpfiff geht es mit gebrauchter Wäsche zurück ins Clubzentrum. Auch unter der Woche sorgt er dafür, dass es den Spielern an nichts fehlt. Er veredelt Ausrüstung, kümmert sich um die Bälle oder legt Socken aus.

Unter den Profis ist der Zeugwart eine Legende. „Meuschi“, nennen sie ihn liebevoll. An einer Wand hängt ein Korkbrett mit Grußund Autogrammkarten von ehemaligen und aktuellen Spielern. „Für meinen Freund und Ziehvater“ steht über dem Konterfei von Simon Zoller (aktuell VfL Bochum). „Dem besten, wichtigsten und schnellsten Zeugwart der Liga“, Martin Harnik (damals Hannover 96).



Vom Bäcker zum Zeugwart

Meuschi ist einer der dienstältesten Angestellten im sportlichen Bereich des VfB Stuttgart. Der gelernte Bäcker ist seit 1988 für seinen Verein aktiv. Er erinnert sich: „Ich habe nachts in der Backstube gearbeitet und tagsüber hier geholfen. Damals gab es einen einzigen Ballraum mit einer Ballpumpe für alle Mannschaften. Jetzt ist das hier ein wenig größer geworden.“

Sein Kultstatus ist auch das Resultat harter Arbeit, die reibungslöse Abläufe bei den Profis überhaupt ermöglicht. Das wird zum Beispiel im Keller des Clubzentrums deutlich. Hier wäscht Meusch täglich mehrere Male. „An Spieltagen komme ich mit rund 400 Kilo Wäsche heim“, sagt er. „In jede Maschine passen 40 Kilo. Ich wasche also zehn Mal“.

40°C und kalt trocknen, so lebt die Wäsche gut

Meusch hat natürlich Erfahrung in der Pflege von Teamsportartikeln. Er empfiehlt: „Kleidung auf links drehen und auf 40 °C waschen. Einfach ganz normales Flüssigwaschmittel verwenden, Pulver kann klumpen. Keinen Weichspüler
nehmen, sonst wird die Wäsche schmierig. Höchstens bei Stutzenstrümpfen, wenn sie im Fußbereich hart werden, aber auch nur dann. Immer kalt trocknen, dann gibt es keine Falten. So lebt die Wäsche lange und gut. Wenn der
Schmutz sehr hartnäckig ist: Waschen, Textilien in einem Kübel mit ein bisschen Flüssigwaschmittel zwei Tage einweichen und wieder waschen. Dann ist der Dreck zu 99,9% draußen.“

Genau wie die Wäsche, sagt er, seien die Spieler eigentlich ganz pflegeleicht. Für jeden Profi plant er pro Saison rund 40 Artikel ein: je 4 Shirts und Sweater, je 2 kurze und lange Hosen, 15 paar Socken, Funktionsunterwäsche und Freizeitkleidung.

Das Besondere in dieser Saison ist für ihn: „Ich muss viele große Größen bestellen. Mario Gomez, Jens Grahl, Hamadi al Ghaddioui, die sind ja alle riesig.“ Wenige Tage nach unserem Treffen gibt der Verein einen weiteren Neuzugang bekannt: Sasa Kalajdzic aus Österreich misst exakt zwei Meter. „Für Neuzugänge bestelle ich immer spontan nach. Das klappt gut, die Sachen kommen ja direkt aus Hollenbach“, sagt er.

Meuschi erobert Herzen - auch bei Instagram

Trotz seiner Erfahrung ist Michael Meusch immer auf der Suche nach Details, die er noch weiter verbessern kann. Deshalb verabredet er sich an jedem Spieltag mit seinen Kollegen aus dem gegnerischen Verein zum Kaffee. „Von
jedem kann man etwas lernen“, sagt er. Selbst im sozialen Netzwerk Instagram erobert er Herzen. Seinem Kanal „meuschi 1893“ folgen bald 10.000 Menschen.

Wenn er dann doch mal ein wenig Abstand vom Fußball braucht, verbringt er Zeit am liebsten zuhause. Lange hält es ihn dort aber selten. Gerade in der Vorbereitung, wenn die Spieler noch öfter trainieren. In diesem Sommer freut
er sich zum 32. Mal auf eine neue Spielzeit mit dem VfB. Seine Einschätzung: „Die Stimmung ist gut, das Trainerteam ist super. Mein Gefühl sagt: Das wird was. Wir werden alles versuchen, um wieder aufzusteigen.“

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